17
Jan 2018

»Lektine sind die Ursache vieler Erkrankungen«

Thema: Literatur
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Kardiologe und Autor Dr. Steven R. Gundry

Ein Buch schlägt hohe Wellen. Wochenlang rangiert The Plant Paradox von Dr. Steven Gundry auf der New York Times Bestsellerliste. Kein Wunder: was der ausgebildete Kardiologe beschreibt, ist bahnbrechend für das Verständnis der Entstehung und der exponentiellen Zunahme vieler Zivilisations- und Autoimmunerkrankungen. Eine Zusammenfassung des Buches findet sich hier. Für einen tieferen Einblick in den Ansatz von Dr. Gundry und für einige spezielle Fragen hat sich das Vitalstoff-blog erfolgreich um ein persönliches Interview mit dem Autor bemüht. Dieses Interview haben wir mit Untertiteln versehen und auf YouTube veröffentlicht. Zur besseren Recherche des Inhalts erschient hier nun die leicht redigierte Abschrift des Gesprächs. Am 5. März diesen Jahres wird Gundrys Buch im Beltz Verlag als deutschsprachige Übersetzung veröffentlicht.

Vitalstoffblog: Vielen Dank, Dr. Steven Gundry, dass Sie mir die Ehre dieses Interviews geben für das Vitalstoffblog.de aus Deutschland! Unser Publikum weiß, dass es hier jede Menge Wissenswertes rund um Vitalstoffe und ganzheitliche Gesundheit gibt. Daher sind wir immer froh, so ausgewiesene Experten wie Sie zu Gast zu haben, um über Dinge zu reden, die Ihnen wie uns am Herzen liegen. Lassen Sie mich kurz erläutern, wie dieses Interview zustande kam:

Im Zuge von Recherchen über Ursachen für Herz-Kreislauf-Probleme, Atherosklerose, Bluthochdruck und Herzinsuffizienz, ist mir Ihr Buch „The Plant Paradox“ empfohlen worden.

Es war eine Offenbarung für mich.

Bitte geben Sie uns doch zum Start etwas Hintergrund:

Wie kam es dazu, dass Sie als Herzchirurg ein solches Buch geschrieben haben?

Steven R. Gundry: Ich war für viele Jahre Professor und Dekan für Thoraxchirurgie an der Loma Linda Universität in Süd-Kalifornien. Mein Partner Leonard Bailey und ich waren Pioniere für Herztransplantationen bei Säuglingen. Das war in den 1980er und 1990er Jahren. Daneben habe ich einen Katheter entwickelt, der das Herz in einer Operation am offenen Herzen schützt. Der wird auf der ganzen Welt eingesetzt.

In den späten 1990er Jahren kam ein Patient aus Florida zur mir nach Kalifornien. In meinen Büchern nenne ich ihn „Big Ed“. Er war 48 Jahre alt und schwer übergewichtig und seine Herzkranzgefäße waren inoperabel verstopft. Es war nicht möglich, Stents einzufügen, ebensowenig, wie man Bypässe legen konnte. Er war also durch das Land gereist, wie viele Patienten, auf der Suche nach Ärzten oder Kliniken, die ihn behandeln würden. Ed wurde überall abgelehnt, wo er sich vorstellte.

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Bevor Dr. Gundry Ernährungsmedizin praktizierte, war er ein erfolgreicher Herzchirurg

Ich war einer jener Ärzte, die verrückt genug sind, Patienten zu operieren, die niemand sonst aufnimmt.

Er kam so also zu uns nach Loma Linda, sechs Monate, nachdem er die Diagnose erhalten hatte. In diesen sechs Monaten hatte er seine Ernährung umgestellt und etwa 20 Kilo Gewicht verloren. Er war immer noch etwa zweieinhalb Zentner schwer. Außerdem war er in einen Gesundheitsladen gegangen und hatte begonnen eine Menge Ergänzungsmittel zu nehmen. Als ich mir seinen Befund ansah, das Angiogramm des schlagenden Herzens von sechs Monaten zuvor, war ich derselben Meinung wie die anderen Ärzte, bei denen er war: ich würde nichts für ihn tun können.

Woraufhin Ed sagte: »Also, jetzt habe ich abgenommen und alle diese Ergänzungsmittel genommen, vielleicht habe ich ja damit meinem Herzen etwas geholfen?«

Ich habe ihn gelobt: »Toll, dass Sie abgenommen haben, aber das hilft hier nicht. Und was sie mit den Mitteln produziert haben, will ich Ihnen sagen: teuren Urin!« Damals habe ich so gedacht. Aber er hat es geschafft, mich zu überzeugen, ein neues Angiogramm zu machen.

Als wir das erstellt hatten, zeigte sich, dass die Hälfte der Herzkranzverschlüsse wieder frei waren. Die Verstopfungen waren verschwunden. Es waren noch Verengungen vorhanden. Doch nun konnte man an diesen Stellen Bypässe legen. Damals wusste ich nicht, was ich heute weiss, also habe ich damals operiert und fünf Bypässe gelegt.

Anschliessend erwachte der Forscher in mir, und sagte: »nun erzähle mal alles über die Ernährungsumstellung und zeige mir mal diese Nahrungsergänzungen.«

Dazu kommt … als Student hatte ich das Glück, damals an der Yale-University ein ganz besonderes Hauptfach gewählt zu haben: Evolutionäre Biologie des Menschen. Heute nennen wir das Epigenomik. Meine Arbeit behandelte die Frage, wie man durch die Veränderung der Ernährung und des Lebensumfeldes einen Menschenaffen zu einem menschlichen Wesen verändern könnte.

Diese Arbeit wurde mit Auszeichnung angenommen. Danach gab ich die Arbeit meinen Eltern zur Verwahrung und begann mein Medizinstudium.

Als nun „Big Ed“ von seiner Ernährungsumstellung erzählte, war ich perplex: was er da beschrieb, war die Ernährung, die ich in meiner Arbeit für jene Ur-Menschen beschrieben hatte.

Nun müssen Sie wissen: ich war damals selbst ziemlich übergewichtig auch wenn ich ein Herzchirurg war und in der Woche 50 km joggte. Ich machte täglich eine Stunde Kraftsport, ich aß eine „gesunde, fettarme  fast vollständig vegetarische Kost“ weil Loma Linda eine vegetarische Universität ist. Und dennoch war ich groß und dick, mit Bluthochdruck, erhöhtem Blutzuckerspiegel und Arthritis. Am OP hatte ich regelmässig Migräneattacken. Meine Cholesterinwerte waren auch zu hoch. Mir wurde gesagt, dass sei alles normal, genetisch bedingt, mein Vater habe es auch gehabt. Ich solle mich damit abfinden. So will man es uns ja allen weis machen.

Zurück zu meiner Abschlussarbeit: ich liess sie mir von meinen Eltern schicken und begann mit diesem Ernährungsprogramm. Dann schaute ich mir Big Ed’s Ergänzungsmittel genauer an.

Viele der Supplemente, die er nahm, verwendete ich bei mir im Labor, um Herzen wiederzubeleben vor der Transplantation. Die werden vorbereitet, um 48 Stunden im Eiswasser gelagert werden zu können, bevor sie wieder zum Schlagen gebracht werden. Ich gab die Stoffe in die Arterien und Venen des Herzens.

Auf den Gedanken, die Mittel zu schlucken, bin ich nie gekommen. Dann aber begann ich, eine Menge dieser Vitalstoffe zu essen. Im ersten Jahr habe ich 25 Kilogramm Gewicht verloren und danach weitere 10 Kilo.

Auch meinen Patienten habe ich dieses Programm verordnet. Daraufin normalisierte sich ihr Blutdruck, ihr Diabetes verschwand, ihre Arthritis verschwand. Als ich das etwa ein Jahr lang angewendet hatte, habe ich meine Tätigkeit an der Universität beendet.

Ich habe ein Institut zu gegründet, um den Menschen richtige Ernährung beizubringen. Ich habe sie losgeschickt, damit sie sich Vitalstoff-Supplemente kaufen. Ich wollte sehen, wie sich ihre Blutwerte ändern, wenn sie eine bestimmte Ergänzung nehmen.Wir haben die Proben alle drei Monate zu einer Reihe von Laboren im ganzen Land versendet. Konkret haben wir z.B. die Nahrung verändert, gleichzeitig die Zusammensetzung der Vitalstoffe verändert und gesehen, was passiert.

Die Ergebnisse haben mein erstes Buch ergeben, »Dr. Gundry’s Diet Evolution«, welches vor neun Jahren erschien. Es wurde ein Besteller. In der Folge kamen viele Patienten mit Autoimmunerkrankungen in meine Praxis.

An der Loma Linda Universität war ich auch als Transplantations-Immunologe tätig. Da habe ich mich damit beschäftigt, das Immunsystem zu überlisten. Unter anderem habe ich Bekanntheit erlangt, ein Schweineherz in einen Affen zu verpflanzen. Die Affen haben damals mehr als einen Monat gelebt – und das war eine Sensation damals. Wir haben am Immunsystem herumexperimentiert.

Damals wurde mir klar, dass es vor allem in Pflanzen eine ganze Reihe bestimmter Proteine gibt, die unser Immunsystem aktivieren. Die Pflanzen erzeugen diese Proteine, weil sie – oh Wunder – nicht gefressen werden wollen.

Wir haben uns damit noch nicht sehr intensiv beschäftigt, aber diese Proteine tragen den Namen Lektine und sind Teil des Abwehrsystems der Pflanzen. Pflanzen haben die Erde besiedelt lange bevor Tiere ankamen. Sie hatten keine angeborenen Schutzmechanismen:

Sie konnten nicht fliehen, sie konnten sich nicht verstecken und sie konnten auch nicht kämpfen. Aber sie hatten enorme chemische Fähigkeiten: Sie sind ungeheuer begabte Chemiker. Sie sind in der Lage, Sonnenlicht in Materie zu verwandeln. Da sind sie uns weit voraus. Sie greifen auf chemische und biologische Kriegsführung zurück, um ihre Feinde krank zu machen, schwächlich, unfruchtbar oder schmerzerfüllt, mit dem Ziel, dass der Fraßfeind schnell lernt, diese spezielle Pflanze besser nicht zu fressen. Er soll sich sein Futter woanders suchen.

Wie auch Tiere, sind Pflanzen dem selben Druck der Evolution ausgesetzt. Eine Pflanze die ihr eigenes System entwickelt, um nicht gefressen zu werden, diese Pflanze gewinnt im Spiel der Evolution.

Ich habe mich mit diesen Stoffen, mit Lektinen, intensiv beschäftigt. Und im Buch »Plant Paradox« [Deutscher Titel: »Böses Gemüse«] geht es im Grunde um diesen Krieg zwischen Pflanzen und Tieren. Und es geht darum, wie wir unterscheiden lernen, welche Pflanzen gut für uns sind, und welche uns schaden.

Vitalstoffblog: Genau. Sie als Person und Wissenschaftler sind für die Ergebnisse Ihres Buches hart angefeindet worden. Die Kritik lautet etwa so: »Alle Pflanzen haben Lektine. Wenn die so gefährlich sind, wie Sie sagen, dann müssten wir alle längst tot sein. Sind wir aber nicht, daher ist es quatsch, vor Lektinen zu warnen.« Aber ganz so einfach ist es nicht, oder?

Dr. Gundry: Nein, so einfach ist es nicht. Wie ich im Buch darlege, haben auch wir Abwehrsysteme gegen Pflanzen entwickelt. Genau so wie sich Pflanzen gegen ihre Räuber einen Schutz zugelegt haben. Es ist vergleichbar mit der Zeit des Kalten Krieges, als es ein Gleichgewicht der Blöcke gegeneinader gab. Zwischen dem Westen und dem Ostblock, wenn man so will. Ein Gleichgewicht der Kräfte.

Beispielsweise haben wir, je länger wir eine Pflanze und ihre Grundstoffe gegessen haben, eine Symbiose mit immer mehr Bakterien eingehen können, die diese Pflanzenstoffe praktisch entgiften, weil sie sie verzehren. Je mehr Zeit unsere Mikrobiom hat für die Schulung unseres Immunsystems, ihm zu signalisieren, dass wir diese Pflanzen seit Millionen Jahren essen und sie verstehen, mitzuteilen, dass, ja, es Lektine hat, aber wir uns über diese Art von Lektinen keine Sorgen machen müssen.

Ich gebe Ihnen mal ein Beispiel, das erst kürzlich bekannt wurde. Japaner, die bekanntlich viel Seegras essen, haben in ihrem Mikrobiom bestimmte Bakterien, die dieses Seegras verdauen.

Der restliche Teil der Menschheit verträgt Seegras nicht, weil uns die Bakterien fehlen. In einem kürzlich publizierten Aufsatz wird berichtet, dass Seegras eine bestimmte Sorte Lektine besitzt, die dazu führen können, dass unser Immunsystem die Bauchspeicheldrüse angreift.

Verletzungen der Betazellen der Bauchspeicheldrüse sind die Folge. Nur die Japaner haben im Laufe der Evolution Bakterien aufgenommen, die sie vor diesen Lektinen schützen, die ihnen sogar Gutes tun. Uns anderen nützen sie nichts, weil wir in der Evolution einen anderen Weg genommen haben.

Nur ein kleines, aber faszinierendes Ergebnis aktueller Forschung.

VB: Besonders für jene von uns, die Sushi und Japanische Küche mögen.

Dr. Gundry: Ja, genau. Wir haben nicht die Fähigkeit, die Zellwand der Chlorella zu verdauen. Das ist eine Alge, die viele kennen. Hersteller von Vitalstoffen zerdrücken daher die Zellwände, damit wir Chlorella verdauen können.

Das ist ein weiteres Beispiel, denn die Japaner haben mit Chlorella keine Probleme.

Das ist also ein Teil.

Der zweite Teil ist dieser: wir analysieren Informationen des Skeletts über die Jahre. Vor 10.000 Jahren hatten die Menschen eine Länge von etwa 1,80 Meter. Also: Männer. Frauen waren etwa 1,65 Meter lang. Nachdem Ackerbau betrieben wurde und Getreide oder Hülsenfrüchte auf den Speiseplan kamen, verringerte sich die Körpergröße dramatisch: Vor 8.000 Jahren waren Menschen nur noch 1,50 groß.

Wir haben lange angenommen, dass Menschen ursprünglich klein waren und dann langsam grüßer wurden. Tatsächlich war der Mensch ursprünglich recht groß, schrumpften aber mit Beginn der Landwirtschaft und sind erst seit relativ kurzer Zeit wieder größer geworden. Wie ich im Buch beschreibe, ist eines der besten Beispiele der jüngeren Geschichte jenes der Asiaten, die gemeinhin als kleinwüchsiger galten. Einfach genetisch bedingt kleiner gewachsen, nahm man an.

Doch innerhalb einer Generation haben wir beobachten können, dass Asiaten inzwischen viel größer werden. Sie haben zu Europäern und Amerikanern aufgeschlossen, sind vielfach sogar vorbeigezogen.

Der Grund dafür ist die Ernährung: bis vor einer Generation haben sich Asiaten in erster Linie von Reis und Hülsenfrüchten ernährt. Interessanter Weise ist die westliche Ernährung – ist vergleichsweise arm an diesen Getreiden, enthält mehr Protein, mehr Fleisch – in diesem Zeitraum eingeführt worden, in dem Asiaten so stark gewachsen sind. Und ich behaupte, dass die Lektine, die sie klein gehalten haben, einen geringeren Teil ihrer Nahrung ausmachen.

Ich erwähne das nur als ein weiteres Beispiel …

VB: Das würde Sinn machen. Sie haben erwähnt, wie stark die Landwirtschaft unsere Entwicklung beeinflusst hat. Lassen Sie mich einen Zeitsprung in die Gegenwart machen:

In Ihrem Buch sprechen Sie auch Chemikalien an, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Stichwort: Glyphosat.

Die Europäische Union hat gerade [im Dezember 2017] die Erlaubnis zur weiteren Verwendung von Glyphosat erteilt. Die Regulierungsbehörden und verantwortliche Politiker wiederholen stets, dass von Glyphosat keine Gefahr für den Menschen ausgehe, doch in Ihrem Buch widersprechen Sie dem und legen dar, warum Glyphosat die Probleme für unsere Gesundheit, über die sie sprechen, noch verstärkt.

Dr. Gundry: Ja, das ist so, und für Europa ist das schrecklich. Ihr Europäer wart lange mit eurem Widerstand gegen Glyphosat so viel klüger als wir Amerikaner

Doch die Verbindung von Bayer und Monsanto ist das Problem: Monsanto kontrolliert das politische System in Amerika, und scheinbar hat Bayer in Europa einen ähnlichen Einfluss. Aber das ist eine ganz andere Geschichte…

Uns wurde erzählt und beigebracht, dass Glyphosat wirkt, indem es einen Enzymweg bei Pflanzen blockiert, den man Shikimatweg nennt. Sozusagen die Atmung der Pflanzen. Ursprünglich wurde es erfunden, um genveränderte Pflanzen damit besprühen zu können, die man manipuliert hatte, um gegen Glyphosat immun zu sein. Alle anderen Wildkräuter sterben ab. Das hörte sich ja nach einer guten Idee an – zumindest oberflächlich.

Uns wurde versichert, dass es harmlos sei, weil wir Menschen den Shikimatweg nicht haben – wir haben ihn wirklich nicht. Daher würde Glyphosat auf uns Menschen nicht wirken. Aber was wir nicht wussten, weil man es uns nicht gesagt hat, ist dass Bakterien den Shikimatweg nutzen und damit ist unser gesamtes Mikrobiom von Glyphosat betroffen!

Es gibt immer mehr Arbeiten, insbesondere aus dem MIT Boston, dass Glyphosat unser Mikrobiom völlig verändert. Es verhindert, dass unser Mikrobiom die grundlegenden Aminosäuren bildet, die 5-HTP [Tryptophan] und Serotonin bilden – das ist unser Wohlfühlhormon – so dass wir uns eben nicht mehr wohl fühlen. Es sieht ausserdem danach aus, dass es auch die Bildung von Schilddrüsenhormon beeinträchtigt.

Doch noch wichtiger ist, dass es Gluten bindet – das ist ein Lektin – und führt dazu, dass auch Menschen, die eigentlich nicht Glutenempfindlich sind, viel stärker darauf reagieren.

Glyphosat ist inzwischen in den USA [und weltweit] so stark verbreitet, es findet sich in der Muttermilch, es findet sich in hohen Dosen in fast jedem Amerikaner [wie auf der ganzen Welt]. Es findet sich leider auch in amerikanischem Wein. Leider werden alle Pflanzen zwischen den Reben mit Glyphosat gespritzt, es sei denn, es handelt sich um biodynamischen Weinbau.

Wir haben mit Glyphosat Dinge entfesselt, die niemand will. Das gilt für Amerika, was mich besorgt, aber es wird auch in Europa geschehen. Ihr Europäer wart uns hier weit voraus, und ihr müsst dem weiter widerstehen! Es ist noch Zeit, um es zu stoppen.

VB: Hoffen wir das Beste! Wir tun, was wir können, gerade was das betrifft. Lassen Sie mich einige der pathologischen Folgen von Lektinverzehr ansprechen. Wir haben beim Herz-Kreislaufsystem begonnen. Ich hatte wie erwähnt dieses Thema für einen guten Freund recherchiert. Korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege, aber in Ihrem Buch schreiben Sie, Lektine binden Zuckermoleküle und wir wissen, dass beispielsweise Blaseninfekte mit Mannose behandelt werden können. Mannose ist ein Zuckermolekül. Wäre es sehr weit hergeholt, anzunehmen, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Blasenproblemen, gar Blasenkrebs, und Lektinverzehr?

Dr. Gundry: Das ist überhaupt nicht weit hergeholt! Tatsächlich gibt es einen sehr interessanten Aufsatz zum Zusammenhang von Lektinen und Blasenkrebs gerade durch diese Eigenschaft der Bindung an Zuckermoleküle. Ich wiederhole mich da: Die Idee hinter dem Einsatz von Lektinen als Abwehrmechanismus einer Pflanze liegt darin, dass Lektine Klebeproteine sind, die auf bestimmte Zuckermoleküle passen. Und diese Zuckermoleküle sind in unserem Mund, ob sie es glauben oder nicht:

Schleim ist unsere Hauptverteidigungslinie gegen Lektine, denn es sind Mucopolysaccharide, Mehrfachzucker. Ein sehr guter Aufsatz, den ich nicht im Buch zitiert habe, beschreibt, wie der Verzehr einer Tomate dazu führt, dass die Lektine der Tomate an die Zuckerrezeptoren im Mund anbinden, nahezu im selben Moment des Verzehrs. Doch zurück zum Blasenkrebs: es sieht so aus, dass Lektine an die Zuckermoleküle im Endothel andocken, im Urothel.

Wir wissen etwa, dass Lektine in Erdnüssen eine Prädisposition für Darmkrebs in Versuchsreihen auslösen. Und es gibt einen Aufsatz, den ich auch zitiere, wonach Ratten, denen menschlicher Stuhl gefüttert wird von Personen mit hohem Erdnusskonsum, eine Vorstufe von Darmkrebs entwickeln. Vom Lektin der Erdnuss. Und bei Herzkreislauferkrankungen wurde mein Interesse sehr früh geweckt, dadurch dass Lektine, vor allem Weizenkeimagglutinin (WGA), das ist ein Lektin aus der Kleie von Weizen, aber auch Roggen und Gerste, sich vor allem an die Zuckermoleküle in unseren Blutgefäßen bindet. Daraus entstehen Angriffe auf die Gefäßwände unserer Blutgefäße

Je länger ich diese Situation untersuche, desto mehr wächst meine Überzeugung, dass hierin ein wichtiger Faktor in der Entstehung von Herzerkrankungen liegt. Ich glaube das, weil es Kulturen gibt, die Nahrung essen, welche weitgehend frei ist von Lektinen.

Im Buch erwähne ich das faszinierende südpazifische Inselvolk der Kitava. Sie wurden intensiv erforscht von Steffan Lindeberg aus Schweden. Das Volk ist faszinierend: Sie werden etwa 95 Jahre alt, ohne hochentwickelte medizinische Versorgung. Sie rauchen wie die Schlote. Und es gibt dort keine bekannten Herzerkrankungen. Kein Fall von Herzinfarkt, Angina Pectoris oder Schlaganfall. Obwohl sie rauchen, gibt es keinen Lungenkrebs

Aber was sie nicht tun ist dies: sie essen keine Nahrung mit Lektinen. Ihr Hauptlieferant für Stärke ist Taro [oder Wasserbrotwurzel]. Sie essen viel Kokosnuss. und sie essen etwas Fisch und Gemüse. Das ist im wesentlichen alles, was sie essen.

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Kitava ist eine Insel im Pazifik. Die Ernährung der Bewohner von Kitava wurde intensiv erforscht.


Viele Wissenschaftler, auch ich gehörte früher dazu, sind an dem Volk verzweifelt, weil sie eben nicht kohlehydratarm essen. Auf einem Vortrag wurde ich vor einigen Jahren herausgefordert, diesen Widerspruch zu erklären. Und wenn ich etwas nicht erklären kann, muss ich mich hinsetzen und alles noch einmal studieren. Research, englisch für Forschung, heisst wörtlich: »suche nochmals«und dabei wird klar, dass ein großer Unterschied, der sie heraushebt, ist der Mangel an Lektinen in ihrer Nahrung.

Stefan Lindeberg hebt noch etwas hervor:

Wenn man eine Meta-Analyse der Mittelmeerkost durchführt – und um nicht falsch verstanden zu werden: die Mittelmeerkost ist eine sehr gute Ernährung – dann liegen ihre Nachteile in dem Konsum von Getreide und Hülsenfrüchte. Und die Nachteile werden kompensiert durch die Vorteile der Mittelmeerkost: und das sind eine Menge Gemüse und Früchte, viel Olivenöl, viel Meeresfrüchte und Rotwein. Diese positiven Faktoren verschleiern die negativen Wirkungen von Getreide und Hülsenfrüchten

Dazu ein Beispiel, das ich als Antwort auf meine Kritiker verwende, die auf das Volk der Sarden verweisen, die ein Volk mit der höchsten Lebenserwartung sind: Sardinien gehört tatsächlich zu den Regionen der „Blauen Zone.“ Sarden essen etwa zehn Stück Brot täglich, aber sie haben auch die höchste Rate an Autoimmunerkrankungen in ganz Europa! Das ist vielfach dokumentiert.

Ich bin überzeugt, dass dies der negative Effekt ihres Getreidekonsums ist. Ihr Verzehr an Brot und Getreide liegt weltweit im oberen Bereich.

UA: In Ihrem Buch schreiben Sie, sinngemäß, dass Pflanzen ihre Abwehrmechanismen einsetzen, um ihre Fraßfeinde zu lähmen: wie sieht es mit der Sehfähigkeit aus? Wäre die Verschlechterung der Sehfähigkeit auch auf solche Abwehrmechanismen zurückzuführen? Oder verhält es sich da anders?

Dr. Gundry: Nein. Ich bin es gewohnt, dass Leute über mich lachen, wenn ich sage, dass Lektine eine Haupt-Ursache für die meisten Krankheiten sind. Vor 15 Jahren hätte ich mich wohl selbst auch ausgelacht. Aber wenn man unter dem Gesichtspunkt der Evolution darüber nachdenkt, [kommt man nicht umhin]: Das ursprüngliche Angriffsziehl von Lektinen waren Insekten. Und Lektine haben sich an ein Zuckermolekül namens Sialinsäure geheftet. Sialinsäure befindet sich im Kommunikationsweg zwischen zwei Nervenzellen. Nervliche Impulse werden auf diese Weise übertragen. Durch die Bindung an Sialinsäure war diese Übertragung gehemmt und das Insekt war gelähmt. So wirken Lektine auf Insekten.

Aus meiner Sicht, sind wir nur ein sehr großes Insekt und deswegen kann es auch sehr viel länger dauern, bis man den Effekt von Lektinen erkennen kann, die sich an Nervenzellen binden.

In meinem ersten Buch habe ich über Schwerhörigkeit berichtet. Bei Schwerhörigkeit wird, wie ich meine, der Nerv durch Lektinverzehr geschädigt. In der Logik der Pflanze gesprochen: wenn der Feind seinen Feind nicht hören kann, dann war es das für ihn.

Mit dem Sehvermögen verhält es sich genau so. Auch das ist abhängig von Übertragung von Reizen über den Sehnerv. Und es gibt auf jeden Fall Erkenntnisse aus Versuchsreihen, wonach Sehschwäche auf den Verzehr von pflanzlichen Lektinen zurückzuführen wäre. Ich habe jedenfalls eine Menge Patienten mit periphärer Neuropathie, die tatsächlich von Lektinen ausgelöst wurde.

Wie ich das sagen kann? Weil wir Lektine aus ihrer Ernährung eliminieren und ihre periphere Neuropathie geht zurück.

Es ist wirklich sehr interessant.

Es gibt neue Erkenntnisse, wonach Lektine ihre Wirkung entfalten, indem sie die Aufnahme von Thiamin verhindern. Thiamin ist Vitamin B-1, und es ist absolut essentiell für gesunde Nervenfunktion. Auch aus China kommen sehr interessante und vielversprechende Ergebnisse:

Danach kann die hochdosierte Gabe einer fettlöslichen Vorstufe von B-1, Benfotiamin, möglicherweise Alzheimer erheblich revidieren. Das nur am Rande erwähnt, weil es gerade veröffentlicht wurde.

Aber je länger ich aus der Perspektive evolutionärer Prinzipien auf das Thema schaue, desto sicherer bin ich, dass Lektine eine wichtige Rolle in Dingen spielen, die wir bisher nur dunkel geahnt haben.

Es ist vielleicht wie mit dem Rauchen: Sogar die Amerikanische Krebsgesellschaft hat in den 1940er und 50er Jahren Rauchen als Ursache für Krebs ausgeschlossen. Rückblickend kann man sich über diese Dummheit nur wundern. Nun, damals hat praktisch jeder geraucht. Weil jeder rauchte, war es so schwer, den Effekt des Rauchens auf etwa Lungenkrebs zu erkennen. Jeder hat geraucht.

Unser Problem mit Lektinen liegt darin, dass jeder – zumindest im Westen – Lektine isst. Das macht es schwer, die Ursache zu erkennen. Herzerkrankungen und Krebs sind im Westen Erkrankungen, die jeden treffen. Neuropathien sind weit verbreitet und wie jeder weiss erleben wir eine Demenz-Epidemie.

Mir ist wichtig, dass die Menschen verstehen: unser Abwehrmechanismus gegen Lektine war ziemlich gut, aber durch exzessiven Einsatz von Antibiotika, von Glyphosat, exzessiven Einsatz von Säureblockern, exzessiven Gebrauch von nichtsteroiden Schmerzmitteln wie Ibuprofen, Naproxen, ist das Kräfteverhältnis gekippt: wir sind heute in einem ungekannten Maße schutzlos gegenüber pflanzlichen Lektinen und ihrer Wirkung

VB: Sie sprechen hier die »sieben tödlichen Disruptoren« an, die Sie im Buch erwähnen.

Wir haben nun viel über Erkrankungen gesprochen, die namentlich bekannt sind. Die Lektine, die das bewirken, nehmen wir über unseren Darm auf. Im Darm selbst richten die Lektine auch Verheerung an, wenn auch auf anderer Ebene. Dort gibt es einen Zusammenhang zu Autoimmunproblemen. Können Sie das bitte etwas erläutern?

Dr. Gundry: Ja, diesen Zusammenhang habe ich erkannt, als ich einen Patienten behandelte, den ich im Buch Tony nenne. Er litt unter Vitiligo, der Weißfleckenkrankheit. Dabei lösen sich die Pigmentierungen in der Haut auf. Tony hat tatsächlich mein Programm vor Jahren als einer der ersten begonnen. Er hatte viele weiße Flecken. Einige Monate, nachdem er das Programm begonnen hatte, rief er mich an: „Ich muss Ihnen etwas zeigen! Ich werde in die Praxis kommen“ – er lebte einige Stunden entfernt. Die Vitiligo auf seinen Händen war komplett verschwunden.

Ich war begeistert, und er fragte mich, wie es sein könne. Ich sagte ihm, dass mein Ernährungsprogramm stark antientzündlich sei, aber diese Erklärung sei zu einfach. Ich versprach ihm, darüber nachzudenken.

Die Pigmentierung der Haut erfolgt über bestimmte Zellen in der Haut, die Melanozyten. Und Melanozyten sind tatsächlich modifizierte Nervenzellen. Diese wandern im Stadium des Embrios in die Haut. Daher habe ich mir gedacht: Moment! Tony greift die Nervenzellen in seiner Haut an

und plötzlich hört das auf. Und Lektine sind der Mechanismus, mit dem sich Pflanzen gegen Insekten wehren, indem sie sie lähmen [durch einen Angriff auf Nervenzellen]. Ich frage mich, ob Tony nicht vielleicht seine Hautzellen angegriffen hat, weil sie den Nervenzellen ähneln.

Das nennt sich molekulare Mimikry. Lauren Cordain, Erfinder der Paleo-Diät, hat diesen Begriff zuerst verwendet, und ich finde ihn treffend. Dadurch bin ich auf den Gedanken gekommen, Lektine in Autoimmunerkrankungen zu untersuchen.

Was Lektine im Darm anstellen, sieht so aus:

Sie heften sich an Zellen in der Darmschleimhaut an, die Enterozyten. Unter normalen Umständen sind die Enterozyten geschützt durch eine dicke Schleimschicht. Beim Verzehr einer an Lektinen reichen Nahrung, wird dieser Schutz schnell aufgebraucht, indem die Lektine absorbiert werden. Wenn sich dann Lektine an die Darmwand binden können

Sie haben nur eine Zelle zwischen dem, was sie schlucken, und Ihnen selbst. Diese Zellen sind ineinander verschränkt. In den USA gibt es ein Kinderspiel namens „Red Rover.“ Fast jede Kultur kennt dieses Spiel. Ich bin sicher, es gibt auch ein deutsches Wort [das Spiel heisst Kettenbrechen.] Zwei Teams stehen sich gegenüber, Arme verschränkt, und man läuft aufeinander zu, mit dem Ziel durchzubrechen.

Die Zellen in unserem Darm sind auch alle verschränkt. Man nennt sie „Tight Junctions“ [undurchlässige Verbindung]. Wenn nun ein Lektin an der Zellwand festmacht, entsteht eine Substanz namens Zonulin, und die bricht die undurchlässige Verbindung der Tight Junctions auf. Wenn das passiert, können Lektine durch die durchlässige Darmschleimhaut gelangen [Leaky Gut].

Direkt hinter der Zellwand liegt unser Immunsystem. Etwa 65 Prozent aller weißen Blutkörperchen befinden sich in dieser Zone an der Darmwand. Und zwar aus gutem Grund. Es ist vergleichbar mit den Grenztruppen eines Staates. Wir wollen wissen, was da zu uns kommt.

Faszinierend ist – dafür gab es den Nobelpreis für Medizin im Jahr 2012 – das Immunsystem erkennt, ob ein Protein körpereigen oder körperfremd ist sprichwörtlich durch Barcode-Scanner

Alle Proteine haben einen molekularen Strichcode, ganz ähnlich wie die Einkäufe, die im Supermarkt gescannt werden. Unsere Immunzellen sind es, die diesen Scan durchführen, um zu entscheiden, ob das Protein bekannt oder fremd ist. So wie auch die neuen Reisepässe von Maschinen ausgelesen werden, wenn ich nach Deutschland einreise und die Maschine erkennt: „Das ist Dr. Gundry, der ist nicht auf der Liste der Verdächtigen.“

Nach dem, was ich und einige andere vermuten, sieht der Barcode von Lektinen so oder sehr ähnlich aus wie der Barcode anderer Proteine in unserem Körper. Er ist so ähnlich, dass unser Immunsystem, wenn es aktiviert ist, wenn es nach körperfremden Proteinen sucht, und es ein Protein erkennt, dass nicht ganz dem entspricht, aber das Immunsystem keinen Fehler machen will, indem es einen Eindringling übersieht, „zur Sicherheit“ auch dieses [körpereigene] Protein angreift.

Beispielsweise bei Proteinen, die unsere Nerven ummanteln, oder Proteine in der Darmwand. Proteine in unseren Gefäßwänden. Wir greifen diese Gewebe an, weil unser Immunsystem sie verwechselt mit körperfremden Proteinen.

Es geht zu den größten Entdeckungen meiner Laufbahn, dass Autoimmunerkrankungen praktisch abgeschaltet werden können. In meiner Praxis machen wir das nun seit mehr als fünf Jahren.

Wir halten Menschen fern von Lektinen. Wir geben dem Darm Ruhe und Zeit, wieder abzuheilen. Und achten danach auf die relevanten Autoimmun-Marker. Egal ob es sich um Antinukleäre Antikörper handelt, oder Rheumafaktor, wir könnten hier alle weiteren Marker aufzählen, die wir alle verschwinden sehen.

Gerade in der letzten Woche hatte ich eine Patientin mit sowohl rheumatischer Artritis als auch Lupus, und nach sechs Monaten sind ihre RA-Marker verschwunden, ihre ANA-Marker auch. Sie sind weg, und das scheint unglaublich.

Vor wenigen Tagen hat eine Frau in einer Rezension auf Amazon geschrieben: “Ich habe sehr hohe Antinukleäre Antikörper, so hoch, dass sie nicht mehr messbar waren Nachdem ich dieses Ernährungprogramm anwende, sind sie am unteren Ende kaum nachweisbar. Ich habe alles mögliche schon ausprobiert, ist es nicht verrückt, dass dies nun funktioniert?!“

Ich habe sie nicht bezahlt für ein solches Feedback!

VB: Nein, das ist nicht verrückt. Es ist wunderbar! Besonders vor dem Hintergrund des Leides, welches mit diesen Erkrankungen verbunden ist.

Dr. Gundry: Und wir müssen uns nur fragen: es gibt die Epidemie an Autoimmunerkrankungen. Als ich im Medizinstudium war, wurden Autoimmunerkrankungen kaum beachtet, weil sie kaum auftraten. Und heute können wir davon ausgehen, dass allein in den USA 60 Millionen Frauen mit Hashimoto-Thyreoditis leben. Der Anstieg bei allen Autoimmunerkrankungen ist wahnsinnig!

Mit unserer Darmwand ist etwas grundsätzlich im Argen, unsere Nahrung hat sich verändert, in den USA, aber zunehmend auch in Europa und um diese Zusammenhänge geht es im Buch „The Plant Paradox“ [deutsch: „Böses Gemüse“]

VB: Wir müssen leider zum Abschluss kommen, denn Sie haben einen engen Terminkalender, und das wollen wir nicht ausnutzen, dennoch: Welchen Rat können Sie unserem Publikum geben. Sie sagen: Verzicht auf lektinhaltige Kost ist ein Weg und Völker haben sich Wege gesucht, um Lektine zu entfernen – beispielsweise Fermentation oder Einweichen sind Techniken, um Lektine zu entfernen.

Sie erwähnen auch den Gebrauch des Schnellkochtopfes mit Hochdruck. Dazu eine Frage aus Deutschland, das berühmt ist für seinen Verzehr an Kartoffeln: Und das geht auf die Preußen zurück. Ist es möglich, Lektine in Kartoffeln durch Garen im Schnellkochtopf zu beseitigen?

Dr. Gundry: Ja! Garen im Schnellkochtopf zerstört Lektine in Kartoffeln. Wir sollten uns daran erinnern: Kartoffeln wurde lange sehr argwöhnisch betrachtet, nachdem sie aus Amerika eingeführt wurden.

Wahrscheinlich kennen Sie die Anekdote, dass die Franzosen sich weigerten, Kartoffeln zu essen. Der König von Frankreich soll daraufhin Kartoffeln im Garten des Schlosses zu pflanzen befohlen haben. Er soll Soldaten zur Bewachung abgestellt haben, um den Wert der Kartoffel zu erhöhen.

Daraufhin sollen die hungernde Bevölkerung die Kartoffel als kostbar begehrtund den Widerstand aufgegeben haben. Es soll sogar zu Diebstahl von Kartoffeln aus dem Schlossgarten gekommen sein, List war also im Spiel, als Kartoffeln in Frankreich eingeführt wurden. Aber ja, man kann Kartoffeln im Schnellkochtopf mit Druck garen. Auf diese Weise wird ihr Verzehr absolut sicher.

VB: Welche Dinge sollten wir vermeiden? Was sollten wir essen?

Dr. Gundry: Je besser sie auf Getreide verzichten, vor allem Weizen, was schwer ist in Deutschland, Wenn Sie traditionelle Methoden beim Backen verwenden, um den Teig zuzubereiten, also Hefe oder Sauerteig, dann wird durch die Hefe und den Ansatz des Sauerteigs viel von den Lektinen zerstört.

Und eines lege ich den Leuten dringend ans Herz:

Jahrhundertelang haben wir Menschen die Schale des Korns entfernt. Wir haben Weißbrot verzehrt. Und erst innerhalb der vergangenen Generation kam die Idee auf, wonach Vollkorn gesünder sei.

Das volle Korn birgt die meisten Probleme. Es beinhaltet das Weizenkeimagglutinin (WGA) und auch die meisten anderen Lektine. Wenn Sie also Brot essen wollen, dann Brot, das traditionell gebacken wurde, oder Brot aus Sauerteig, ist die sicherste Weise, Brot zu verzehren.

Der zweite Aspekt, den ich betonen will:

Die Mehrheit unter uns hat sehr niedrige Vitamin-D-Spiegel. ich bin der Ansicht, dass die meisten Menschen 5.000 i.E. Vitamin-D3 pro Tag zu sich nehmen sollten. Vitamin D Toxizität gibt es praktisch nicht! Mir ist kein einziger Fall bekannt! Ich halte meinen Spiegel an Vitamin D bei oberhalb von 120 ng/ml. Das mache ich seit zehn Jahren, auch weil ich zeigen möchte, dass ich noch lebe. Es gibt kein Problem mit Vitamin D!

Eine andere Sache, die oft untergeht, vor allem in der Ernährung des Westens, ist eine üppige Dosis an Omega-3-Fettsäuren.

In erster Linie in Form von Fischöl. Omega-3-Fettsäuren und Vitamin D sind zwei der besten Maßnahmen, um unsere Darmschleimhaut gesund zu erhalten! Und daher kann ich nicht oft genug betonen: Sehen Sie zu, dass Sie einen hohen Vitamin-D-Spiegel haben und dass Sie viel Fischöl zu sich nehmen!

VB: Sehr richtig! Das ist ein sehr wichtiger Rat! Wir haben diesen Rat vernommen von einem ausgewiesenen Fachmann und Verfasser mehrerer sehr guter Bücher. Wir haben heute das jüngste Buch besprochen. Der Titel im Original lautet „The Plant Paradox“ Es wird am 5. März auf Deutsch erscheinen unter dem Titel „Böses Gemüse“, ist das richtig?

Dr. Gundry: Ja! Ausserdem wird das Plant Paradox-Kochbuch im April zunächst auf Englisch erscheinen. Wir haben es soeben in den Druck gegeben. Mit dem Buch möchte ich Menschen, die das Plant Paradox Programm anwenden möchten, die Chance geben, gute Gerichte zubereiten zu können. Wir nennen das in Amerika Comfort Food, Essen für die Seele. Ihr in Deutschland habt das auch.

Viele Gerichte, die Sie wiedererkennen werden. Es wird Waffeln geben und Brot, und ich hoffe, es wird den Menschen so gefallen, wie es mir gefallen hat, die Rezepte zusammen zu stellen.

VB: Ich kann versprechen, dass es Spaß macht, nach Ihren Rezepten zu kochen, und es hat Spaß gemacht, Ihr Buch zu lesen. Vielen Dank, Dr. Steven Gundry, es war eine Ehre, mit Ihnen dieses Interview zu machen! Herzlichen Dank, Ihnen das Beste, bleiben Sie gesund!

Dr. Gundry: Ja und vielen Dank an Sie! Sie waren die Nummer eins in Deutschland [die mich interviewt haben]. Perfekt!


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6 Jahre zuvor

[…] haben Leaky Gut erwähnt. Ich hatte das Glück, mit Dr. Steven Gundry über sein Buch „The Plant Paradox“ sprechen zu können. Über die Probleme, die Lektine verursachen können. Nicht zuletzt zählt dazu das Problem der […]

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5 Jahre zuvor

[…] Dr. Steven Gundry, den Sie kennen, war auch hier im Interview, um sein Buch „The Plant Paradox“ zu diskutieren. Er nennt Glyphosat einen der „sieben tödlichen Disruptoren“ weil sie die Probleme, welche […]

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4 Jahre zuvor

[…] »Lektine sind die Ursache vieler Erkrankungen« […]

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4 Jahre zuvor

[…] »Lektine sind die Ursache vieler Erkrankungen« […]