05
Okt 2020

Was Hajo Friedrichs raten würde

Thema: Wissenschaft & Forschung

Leserbrief auf einen Kommentar der Neuen Osnabrücker Zeitung:

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ihr Kommentar “Querdenker disqualifizieren sich” lässt leider jede Sachlichkeit vermissen! Es wäre in etwa vergleichbar mit einem Satz wie diesem: “Neue Osnabrücker Zeitung disqualifiziert sich” weil die Redaktion der Boulevard-Zeitung mit den Großen Buchstaben eine ihrer sinnfreien Balkenüberschriften veröffentlicht hätte. Was hat Querdenken mit Rednern einer nicht einmal von einer regionalen Hannoveraner Querdenken-Gruppierung veranstalteten Kundgebung zu tun?

Verstehen Sie zunächst einmal bitte eines: es handelt sich jeweils um unabhängige und eigenverantwortliche Gruppierungen und Redner! Scheren Sie nicht alles über einen Kamm!

Zweitens: verstehen Sie bitte auch, dass sich der Protest seit Monaten (!) um die Unverhältnismäßigkeit der Maßnahmen dreht! Diese wird inzwischen sogar von zahlreichen offiziellen Stellen beklagt. Beispielhaft seien hier erwähnt:

Der Leiter des Gesundheitsamtes Frankfurt am Main, Prof. Dr. René Gottschalk (“einschneidende Maßnahmen wurden von politisch Verantwortlichen angeordnet, ohne dass die Erfahrungen früherer Pandemien ausreichend berücksichtigt wurden (…) zumal der Preis – neben der massiven Gefährdung gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Strukturen – eine völlige Auflösung der gängigen Arbeitsabläufe in den Gesundheitsämtern ist, die ihre vielfältigen präventiven Aufgaben nicht mehr wahrnehmen können.”)

Der Leiter des Gesundheitsamtes des Landkreises Aichach-Friedberg, Dr. Friedrich Pürner (“Wenn Maßnahmen nicht mehr angemessen sind! Wieviel Kinder werden wohl eine Maske tragen müssen, um nur eine tatsächliche Infektion zu vermeiden? (…) Schulen sind bei Covid-19 nicht das Problem!”)

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Der Direktor des Instituts für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie an der Ludwig Maximillians Universität München, Professor Dr. Ulrich Mansmann (“Ich gebe Herrn Professor Bhakdi absolut Recht: Massentestst sind sinnlos und gefährlich!”).

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Weitere namhafte Protagonisten aus dem In- und Ausland können aufgezählt werden.

Dass diese Sachverständigen kaum oder nur sehr wenig in den tagesaktuellen Medien einschließlich der Neuen Osnabrücker Zeitung zu Wort kommen, dürfte eine Erklärung für die zunehmende Frustration vieler besorgter Bürgerinnen und Bürger sein, die sich manchmal leider auch in unglücklichen Vergleichen Bahn bricht. Dieses der Protestbewegung vorzuhalten, anstatt die Regierungen und Behörden mit diesen viel zu lange ignorierten legitimen Fragen nach der mangelnden Verhältnismäßigkeit und den Sorgen um das Wohlergehen der Kinder mit Schutzmaske zu konfrontieren, zeugt von sehr wenig Feingefühl und leider auch von mangelnder journalistischer Professionalität.

Es würde dem Ansehen und wohl auch der Auflage der NOZ gewiss nicht schaden, die vermeintlich gute Regierungspolitik kritischer und hartnäckiger zu hinterfragen und einige der genannten Sachverständigen zum Interview zu bitten. Erster Vorschlag dafür: Frau Professor Dr. Ines Kappstein, Fachärztin für Virologie, Epidemiologie und Hygiene, die in einem bemerkenswerten Fachaufsatz festgestellt hat, dass RKI und WHO ihre Empfehlungen für Masken im öffentlichen Raum auf Studien ohne entsprechende Wirksamkeitsnachweise gegründet haben. Denn das wäre dann auch einen durchaus polemischen Kommentar wert!

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Uwe Alschner

Die Journalistin hat heute geantwortet und mich darauf hingewiesen, dass sie kommentiert, also eine persönliche Meinung vertreten habe. Die Berichterstattung zur Veranstaltung sei direkt neben dem Kommentar erschienen. Die Regierungspolitik verfolge die Zeitung “kontinuierlich kritisch”.

Text der eMail vom 6.10., 11.45 Uhr, in indirekter Rede wiedergegeben, da Korrespondenz nicht ausdrücklich zur Veröffentlichung bestimmt war.

Um 12.01 Uhr habe ich nochmals wie folgt geantwortet:

Ich danke für Ihre leider inhaltlich äußerst unbefriedigende Antwort. Dass Sie kommentiert haben, war mir nicht entgangen. Warum Sie jedoch so polemisch – und irreführend kommentierten – war die implizite Frage. Immerhin haben Sie die Querdenken-Bewegung in der Überschrift herausgehoben, obwohl es in Ihrem Text um Äußerungen Dritter ging. Sie waren ja offensichtlich in Hannover, weshalb Ihnen nicht entgangen sein dürfte, dass weder die Veranstaltung von Querdenken organisiert wurde, noch ein/e Querdenken-Vertreterin den von Ihnen aufgegriffenen – um nicht zu sagen „hochgezogenen“ – Vergleich gezogen hatte. Ihre Darstellung ist also auch unter den journalistischen Regeln für Kommentare alles andere als aufrichtig und lässt den sachlichen Bezug vermissen.

Die Berichterstattung in der NOZ übrigens ist leider viel zu sehr auf Agenturberichte gestützt. Das war, als ich das Vergnügen hatte, für das Haus zu arbeiten, noch anders!

Es wäre dennoch wünschenswert, dass Sie, bzw. die Chefredaktion den Hinweis auf ein Interview mit Frau Professor Kappstein aufgreifen. Hier geht es nämlich nicht um Meinung, sondern um Wissenschaft im Zusammenhang mit der potentiell gesundheitsgefährdenden Anordnung des Maskenzwangs insbesondere für Kinder! Wäre ich heute noch journalistisch tätig, würde ich das im Interesse der Leserinnen und Leser mit Kindern ernst nehmen, wenn ich einen Funken professionellen Selbstverständnisses im Leibe trage!

https://youtu.be/zQIHP2fmmns

Journalisten müssen – und sollten, wie es Hajo Friedrichs lehrte – sich dabei nicht mit einer Sache gemein machen. Frau Professor Kappstein, eine hoch angesehene Hygienikerin (Masken) und Epidemiologin (Ausbreitung von Covid) jedoch nicht anzufragen, wäre aber wohl kaum anders denn als Parteinnahme zu verstehen. Will das die Neue Osnabrücker Zeitung?


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Ute Plass
Ute Plass
3 Jahre zuvor

Wie notwendig Ihre Aufklärungsarbeit ist, zeigt dieser unaufgeklärte
‚Corona-Journalismus‘ einer NOZ.