12
Nov 2020

Das Virus, die Kirche und Schweden

Thema: Gesundheit & Politik

Ein guter Freund hat mich heute früh angerufen. Er war traurig und wütend ob seiner Korrespondenz mit einem evangelischen Pastor über Seelsorge und Corona.

Nicht nur was Corona angeht, kenne ich meinen Freund recht gut, und auch wenn ich die Worte des Pastors nicht direkt hörte, habe ich mich hingesetzt, um dem Pastor ein Gefühl dafür zu geben, was Menschen wie mich in dieser Zeit bewegt. Dies habe ich ihm geschrieben:

Niemals zuvor in der Geschichte der Menschheit hat eine Gesellschaft und auch nicht Kirche in dieser Weise auf eine Bedrohung durch ein respiratorisches Virus reagiert. Niemals zuvor wurden die allgemein anerkannten Verhaltensweisen und Richtlinien für eine Epidemie in so kurzer Zeit über den Haufen geworden. Bisher reichte es aus, Abstand zu halten und die übliche Hand- und Niesetikette zu beachten. Jetzt sollte alles anders sein. Warum? Warum waren und sind wir uns so sicher, dass alles anders sein muss in diesem Fall, bei diesem Virus? Obwohl weiterhin alle (!) offiziellen Stellen in Wissenschaft und Politik nicht müde werden zu betonen, dass wir “so wenig wissen über dieses Virus”? Sehen Sie dort keinen Widerspruch als Mann der Kirche?

“Jesus ging zu den Aussätzigen” heisst es in der Bibel. Aktuell werden insbesondere alte und kranke Menschen wie Aussätzige behandelt, obwohl die Sterbezahlen weltweit nicht wesentlich abweichen von jenen früherer Epidemien. Kinder werden traumatisiert, weil ihnen eingeredet wird, sie könnten den Tod von Oma und Opa verschulden. Unfassbar! Es gibt meines Wissens keinen einzigen dokumentierten Fall, wo Kinder eine Person infiziert haben sollen, die anschliessend erkrankte und verstarb! Allein die Gleichsetzung von ”testpositiv” und ”Fall” ist unwissenschaftlich!

Zahlreiche medizinische Praktiker und wissenschaftliche Experten melden sich zu Wort und melden Zweifel an der herrschenden Einstufung der Gefahr an. Halten Sie es nicht für eine Pflicht der Kirche, diese Zweifler an einer Doktrin, welche das Gemeindeleben praktisch zum erliegen gebracht hat, zu stärken? Zumal es renommierte Vertreter ihres Fachs sind. Nobelpreisträger, Lehrstuhlinhaber an den besten Universitäten der Welt.

Ich erwarte von (meiner) Kirche, dass sie erkennt, was zu tun ist: dafür einzutreten, dass in wissenschaftlich unklarer Sachlage über die Natur eines Erregers die wissenschaftliche Debatte gefördert wird, anstatt fachkundige Mahner und berechtigte Zweifler auszugrenzen und die Debatte künstlich zu verengen!

Gemeinde benötigt Zuspruch! Auch darin, dass es keine Sünde ist, die Erwartung eines offenen und transparanten Umgangs mit der Krise und über ihren Ursprung öffentlich zu äußern! Statt dessen schweigt Kirche, wenn von politischer und medialer Seite zu Diffamierung und Ausgrenzung gegriffen wird, wenn der Begriff “Covidiot” oder die Schmähung “Corona-Leugner” undifferenziert auf kritische aber friedliche Menschen Anwendung findet!

Es ist ein Skandal, dass die Kirche(n), also die prominenten Repräsentanten der verfassten Kirche hier schweigen! Sehen Sie nicht die zahllosen Aktivisten, die sich sorgen ob der Inkonsistenzen und Widersprüchlichkeiten im staatlich-politischen Handeln? Fassen Sie nicht auch persönlich Mut, wenn Schweden als ganzes Land seit Monaten in großer gesellschaftlicher Geschlossenheit einen anderen Weg geht?

Schweden war bereits einmal in der Geschichte unseres Landes und des Lutherischen Bekenntnisses eine Schutzmacht gegen “Rechtgläubige”, die der Christenheit ein enges und in weiten Teilen autoritäres, jedenfalls dogmatisches Weltbild aufzwängen wollten. Die auch damals gesagt haben, dass das Wohl der Menschheit von jener engen Konformität abhänge. “Lutheraner” war das frühneuzeitliche Äquivalent des “Covidioten”, und Schweden war ein Bollwerk der Glaubensfreiheit, wie es heute ein Bollwerk des gesunden Menschenverstandes im Umgang mit dem Virus ist!

Ja, natürlich sind in Schweden Menschen an Covid-19 verstorben. Aber die Kurve der Infektionssterblichkeit sank in Schweden kontinuierlich, obwohl sie an anderen Stellen auf der Welt, mit restriktiveren Zwangsmaßnahmen zur “Eindämmung” längst wieder stieg. Es gibt offenkundig keinen Zusammenhang zwischen der Konsequenz eines “Lockdown” und der Pro-Kopf-Sterblichkeit von Covid, darauf weisen gerade jene namhaften Kritiker der Maßnahmen hin, die ebensowenig Leugner des Virus sind wie ich es bin!

Ich erwarte von meiner Kirche, dass sie sich in dieser zentralen Frage der Erkenntnis, bzw. der begründeten Zweifel an der öffentlichen Doktrin, vom Zwang der Rechtgläubigkeit befreit und mutig zur offenen Suche nach der Wahrheit aufruft!

“Fürchtet euch nicht” hat vor allem in diesem Kontext einen Sinn! Gott liebt euch, auch wenn ihr zweifelt an dem, was euch weltliche Autoritäten als Dogma vorschreiben wollen. Ihr seid mündige Glieder einer freien Kirche, die jahrtausende Erfahrung hat im Umgang mit Epidemien. Lasst euch keine Angst machen, wenn ihr Anlass habt, die scheinbaren Weisheiten von Herrschenden und vermeintlich Wissenden anzuzweifeln (welche sich übrigens schon zuvor und auch in dieser Zeit mehrfach schwer geirrt haben).

»Verhaltet euch verantwortlich, wenn Infektionsgeschehen stattfindet, aber seid mutig und frei, wenn die Bedingungen für Gemeinde und Gemeinschaft widersinnig eingeschränkt werden! Lasst euch nicht gegeneinander entzweien, sondern schliesst euch zusammen in der Forderung nach offenem Umgang mit der Herausforderung. Schweden zeigt, dass es anders geht!«

Diese Worte hätte ich gerne von Kirche gehört – und ich hätte meinem Freund gewünscht, dass er sie von Ihnen empfangen hätte!

Todesfälle (Säulen) im Vergleich zur Härte der Lockdown-Maßnahmen (in Prozent, 100=hart) in Schweden und Deutschland
Gesamtzahl der Fälle (Säulen) und Fallsterblichkeit (Linie) in Schweden und Deutschland. Während in Schweden die Fallsterblichkeit weiter sinkt, ist die Tendenz in Deutschland wieder leicht steigend. Aber in keiner Weise außergewöhnlich. Quelle: Pandata.org

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Ute Plass
Ute Plass
3 Jahre zuvor

Hoffe sehr, dass der angesprochene Pastor seine Haltung überdenkt und auf dieses konstruktive Gesprächsangebot eingeht.